Akne kann psychische Belastungen mit sich bringen

Akne-Folgen - Welche psychischen Auswirkungen kann Akne haben?

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Facebook, Instagram, Filme, Magazin-Cover und so weiter: Überall sind wir von makellosen Schönheiten umgeben. Dass hier am Computer kräftig retuschiert wurde, übersehen wir oft. Doch was löst dieser Schönheitswahn bei Menschen mit Akne aus? Wir geben dir einen Einblick in das Seelenleben vieler Betroffener – und beleuchten häufige psychologische Folgen.

Makellose Haut ist ein Ideal, dass leider kaum zu erreichen ist – aber jeder kann viel dafür tun, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen. Glücklicherweise steht für die meisten Menschen die reine Optik nicht an erster Stelle. Doch auf der anderen Seite ist unsere Haut auch eine Art Visitenkarte für uns. Und in unserer heutigen Zeit, in der zunehmend Wert auf gepflegtes Aussehen gelegt wird, fühlen sich viele mit Akne dadurch benachteiligt.

Was erleben Menschen mit Akne?

Viele, die unter Akne leiden, sind nicht nur körperlich davon betroffen, auch ihre Seele leidet. Woran liegt das?

Häufig ist es eine Folge von persönlichen negativen Erlebnissen im Zusammenhang mit ihrer Akne – wobei natürlich nicht jeder Akne-Betroffene automatisch Nachteile dadurch erfahren muss!

  1. Unwissenheit
    Leider existieren tatsächlich noch Vorurteile gegenüber Menschen mit Akne. Viele glauben irrtümlich, dass Menschen mit Akne sich weniger waschen oder auf andere Weise nachlässig bei ihrer Körperpflege sind. Selbst unter Fachleuten spricht man gemeinhin von „unreiner Haut“.

  2. Mangelndes Einfühlungsvermögen
    Nicht-Betroffene sagen manchmal Dinge, von denen sie nicht ahnen, dass es den anderen kränkt. Vor allem deshalb, weil sie buchstäblich nicht „in deren Haut stecken“. Da wird beispielsweise das Tragen von „zu viel“ Make-up kritisiert – ohne zu wissen, dass Betroffene damit nur ihre Pickel kaschieren möchten.

  3. Weniger Erfolg beim Flirten
    Gerade beim ersten Kennenlernen und Flirten geht es besonders um einen gelungenen ersten Eindruck. Viele Akne-Patienten tun sich hier schwerer als andere und verhalten sich vielleicht zu schüchtern.

  4. Mobbing
    Bei jüngeren Betroffenen, die gerade die prägende Phase der Pubertät durchmachen, kann „Mobbing“, Nichtbeachtung und Benachteiligung weitreichende Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung haben. Und leider geschieht das recht häufig, da junge Leute oft unüberlegt handeln oder Dinge sagen, die sie hinterher bereuen.

  5. Berufliche Diskriminierung
    Es kann u. U. passieren, dass Betroffene im Berufsleben Nachteile haben, beispielsweise bei Bewerbungen oder Beförderungen – allerdings vornehmlich in Berufen, bei denen ein gepflegtes Aussehen essenziell ist.

Die Folgen

Wie fühlen sich die Betroffenen dadurch?

Betroffene leiden häufiger unter Depressionen, Angstzuständen und Sozialphobie.
Wer unter seiner Akne leidet, kann einiges tun, um sich besser zu fühlen.

Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen kann Akne zu einem anhaltenden Verlust von Selbstbewusstsein führen. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Akne häufiger unter Depressionen, Angstzuständen und Sozialphobie leiden als Menschen ohne Akne1.

Viele Betroffene mögen sich morgens schon nicht im Spiegel betrachten – aus Angst vor dem vermeintlichen Makel. In Gesellschaft ist ihnen ihre Akne häufig peinlich und sie schämen sich dafür. Und das, obwohl sie selbst ganz genau wissen, dass sie selbst nichts dafürkönnen. Sie fühlen sich von ihren Mitmenschen be- und verurteilt – vor allem, weil sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen oder sich im schlimmsten Fall hässlich finden.

Model-Bilder zeigen nur selten die Realität.
Viel Make-up und noch mehr Photoshop: Model-Bilder zeigen nur selten die Realität.

Einige Studien haben sogar festgestellt, dass bei Menschen mit Akne Depressionen häufiger vorkommen und schwerer ausfallen können als bei Menschen ohne.2-7 Ausserdem wurde festgestellt, dass Akne häufig von Angstzuständen begleitet wird.2-4, 7-12 Und es gibt Hinweise darauf, dass Akne auf Frauen einen grösseren psychologischen Einfluss hat als auf Männer.1

All dies kann zu geringerem Selbstwertgefühl, vielleicht sogar zu Minderwertigkeitskomplexen führen und in konkreten Verhaltensveränderungen resultieren.

 

Viele Betroffene z. B.:

  • vermeiden Augenkontakt,
  • vernachlässigen allgemein soziale Kontakte,
  • verhalten sich aussergewöhnlich schüchtern,
  • gehen nicht mehr zum Sport,
  • verstecken sich hinter zu viel Make-up,
  • schminken sich abends nicht mehr ab, weil sie sich sogar vor dem Partner schämen,
  • verstecken sich hinter Schals, Cappis oder langen Haaren,
  • verweigern, dass Fotos von ihnen gemacht werden usw.

Gerade Akne ist eine Erkrankung, die stark stigmatisiert und Ängste sowie Schamgefühl bei den Betroffenen hervorrufen kann. Daher kann ich nur ermutigen, sich rechtzeitig in Behandlung zu begeben, um die Akne richtig behandeln zu lassen. Nur so kann die starke psychosoziale Belastung der Erkrankung beendet werden.

Dr. Markus Reinholz, Dermatologe

Hilfreiche Massnahmen

Was können Menschen mit Akne tun, um sich besser zu fühlen?

Ärztlicher Rat bei Akne kann hilfreich sein
Ein Arzt sollte der erste Ansprechpartner bei Akne sein. Er kann entscheiden, welche Therapie am hilfreichsten ist.

01. Hilfe in Anspruch nehmen
Je früher mit einer medizinischen Behandlung begonnen wird, desto eher wird auch der psychische Stress nachlassen. Studien zeigen, dass depressive Angstzustände sich grundsätzlich verbessern können, wenn Akne medizinisch behandelt wird.5-9 Der Arzt kann helfen und die besten Behandlungsmöglichkeiten für die Haut auswählen. Ausserdem steht er bei allen Fragen rund um Akne mit gutem Rat zur Seite.

Mehr Informationen rund um die Frage, wann ein Arztbesuch bei Akne ratsam ist, findest du in unserem ausführlichen Interview mit Dr. Reinholz.

Mit Freunden viel unternehmen, um sich besser zu fühlen
Gemeinsam viel unternehmen – eins der besten Mittel, um sich besser zu fühlen.

02. Geeignete Pflege-Produkte verwenden
Es mag für viele Männer frustrierend sein, dass das Abdecken von Unreinheiten bei Frauen sozial akzeptierter ist als bei Männern. Aber getönte Cremes und Abdeckstifte können durchaus dabei helfen, auffällige Pickel und Mitesser zu überdecken – ein echtes Plus fürs Selbstbewusstsein. Es sollte aber unbedingt darauf geachtet werden, dass die Produkte die Poren nicht verstopfen.

Auf welche Eigenschaften bei Pflegeprodukten geachtet werden sollte, erfährst du in unseren Pflegeempfehlungen. Lies ausserdem mehr über „Richtiges Make-up bei Akne“.

03. Auf sich achten
Sport – im besten Fall gemeinsam mit anderen –, gesunde Ernährung, viele Unternehmungen mit Freunden und ein allgemein gesunder Lebenswandel tun der Seele gut und helfen dabei, die Kontrolle über die Haut zurück zu bekommen. Ausserdem kriegt das Selbstbewusstsein mit jeder Sporteinheit oder dem Verzicht auf Zigaretten einen neuen, motivierenden Schub. Erfahre mehr über den Zusammenhang von Akne und Sport.

 

04. Freundschaften pflegen
Wir sind soziale Wesen und wer sich hinter seiner Akne versteckt, wird eher unglücklicher als glücklicher. Wer es schwierig findet, seine Gefühle mit Freunden oder Familie zu besprechen, kann seinen Arzt nach Ratschlägen oder vielleicht sogar nach einer Therapiegruppe fragen. Er wird sicher weiterhelfen.

 

05. Nicht stressen lassen
Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber Stress kann ein unmittelbarer Auslöser von Akne-Symptomen sein. Wer unter Stress leidet, kann seinen Arzt nach Möglichkeiten zur Stressbewältigung fragen.

Mehr dazu erfährst du in unseren Artikeln „Akne und Stress“ sowie „Stress vermeiden“.

Quellen

1Ramos-e Silva et al., BJD, 2015, 172 (Suppl. 1): 20-26

2Yazici K, Baz K, Yazici AE, Kokturk A, Tot S, Demirseren D, et al. Disease-specific quality of life is associated with anxiety and depression in patients with acne. J Eur Acad Dermatol Venereol 2004;18:435-9.

3Sayar K, Ugurad I, Kural Y, Acar B. The psychometric assessment of acne vulgaris patients. Dermatol Psychosom 2001; 1:62-5.

4Khan MZ, Naeem A, Mufti KA. Prevalence of mental health problems in acne patients. J Ayub Med Coll Abbottabad 2001; 13:7-8.

5Gupta MA, Gupta AK. Depression and suicidal ideation in dermatology patients with acne, alopecia areata, atopic dermatitis and psoriasis. Br J Dermatol 1998; 139(5):846-50.

6Preston K. Depression and skin diseases. Med J Aust 1969; 1(7):326-9.

7Polenghi MM, Zizak S, Molinari E. Emotions and acne. Dermatol Psychosom 2002; 3:20-5.

8Aktan S, Ozmen E, Sanli B. Anxiety, depression, and nature of acne vulgaris in adolescents. Int J Dermatol 2000; 39(5):354-7.

9Schulpis K, Georgala S, Papakonstantinou ED, Michas T. Psychological and sympatho-adrenal status in patients with cystic acne. J Eur Acad Dermatol Venereol 1999; 13:24-7.

10Wu SF, Kinder BN, Trunnell TN, Fulton JE. Role of anxiety and anger in acne patients: a relationship with the severity of the disorder. J Am Acad Dermatol 1988; 18(2 Pt 1):325-33.

11Grahame V, Dick DC, Morton CM, Watkins O, Power KG. The psychological correlates of treatment efficacy in acne. Dermatol Psychosom 2002; 3:119-25.

12Medansky RS, Handler RM, Medansky DL. Self-evaluation of acne and emotion: a pilot study. Psychosomatics 1981; 22(5):379-83.

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